WV-Nr: 1999-08
"Kopfüber" 1999
100 x 80 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 1986-50
"Meeresgrund" 1986
65 x 50 cm, Acryl auf Papier



WV-Nr: 1998-10
"Bassin mit Fisch" 1998
80 x 100 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2002-55
"Leiter zur Hand" 2002
40 x 50 cm, Acryl auf Papier



WV-Nr: 2012-14
"Bambusfische" 2012
40 x 50 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2010-70
"Free Willy 2" 2010
25 x 30 cm, Acryl auf Papier
Otto-Galerie, München



WV-Nr: 1984-53
"Seeigel" 1984
30 x 25 cm, Aquarell




WV-Nr: 1989-50
"Fischschwänze" 1989
28 x 24 cm, Aquarell
TEXT-ARCHIV

Reinhard Fritz zu seiner Ausstellung
"W A S S E R W E L T E N"

Einführungsvortrag des Künstlers am 24. Juni 2015
in der Otto-Galerie, München im Anschluss an seine
Flöten-Musik-Performance.


Anmerkung der Redaktion: Die zahlreichen spontanen
Erweiterungen des lebhaften Vortrags können hier
natürlich leider nicht vorkommen.


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Kollegen,

wie leicht ist doch die Musik, soeben gespielt, zur gleichen Zeit gehört, verklungen, es bleibt die Erinnerung. Und wie mühsam und langsam geht der Prozess des Malens, mit den vielen Pausen, in denen die Farbe trocknen muß, in denen Zweifel aufkommen, aber auch Ideen entstehen, und wenn alles fertig ist, abgeschlossen, wie lange kann ich mich doch erfreuen, das Ergebniss immer wieder anschauen, auch Jahre später.

Ästhetische Erfahrung ist eine besondere Weise des Sehens, man kann auch von der Kunst des Sehens sprechen. Sie zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass sie mit Reflexion verbunden ist. Durch diese besondere Weise der Betrachtung kann im Grunde jeder Gegenstand zum ästhetischen Objekt gemacht werden. Ein Kunstwerk ist im Unterschied dazu ein speziell für diese sensuelle Erkenntnis hergestellter Gegenstand, dem der Betrachter als Interpret Sinn verleihen kann. Dabei kommt irgendwann jeder an den Punkt, den Josef Beuys so schön formuliert hat: "Wie erkläre ich dem toten Hasen die Bilder", und der Regisseur Werner Herzog spricht über seine Dreharbeiten zum Film Fitzcaraldo im Urwalt des Amazonas von "Der Eroberung des Nutzlosen".

Wasserwelten, so der Titel der Ausstellung, mag angesichts der Farbigkeit erklärungsbedürftig sein. Aus meinem inzwischen recht umfangreichen Werk, mein Werkverzeichnis umfasst z.Zt. über 1.500 Arbeiten und wird ständig ergänzt, habe ich zum Begriff "WASSERWELTEN" 35 Arbeiten ausgewählt.

Wasser war schon von je her das Elexier für meine Phantasie. Daneben gab es aber auch reale Erlebnisse, wie das vom jugendlichen Kentern mit dem Paddelboot im Strudel der Hochwasser führenden Donau, oder das Erlebnis vom Sturm auf der Ostsee, der die Fähre stundenlang arg ins Schwanken brachte; diese Erlebnisse sind mir trotz aller Gefährdung positiv in Erinnerung geblieben. Auch an das Schwimmen vom türkischen Festland zu einer Insel weit vor der Küste - und wieder zurück natürlich - oder das Tauchen ohne Geräte im Mittelmeer auf etwa 5 Meter Tiefe mit dem Moment voller Ruhe und Glück da unten, sind mir stets in lebendiger Erinnerung. Was hat das aber mit Kunst zu tun? Vielleicht die Suche nach den Grenzen und Geheimnissen der Welt?

Die Wasserfarbenmalerei, das Aquarell, übertrage ich auf kleine und große Leinwand-Formate, auf denen ich mit der Acrylfarbe lasierend wie im Aquarell male. Mit den Wolkenbildern des Tagträumers, den Wasseroberflächen, den Tiefenschichten darunter, sowie mit den "Bambusfischen" habe ich seit vielen Jahren mein Thema im Bereich der Andeutungen und Übergänge gefunden. Ein Kölner Journalist schreibt zu meiner Ausstellung: "Die Bilder von Reinhard Fritz erscheinen gleichermaßen klar und mysteriös. Amorphe Gestaltschemen drängeln sich mit Fischen und Sternen durch farbige Wasserwelten, die immer in Bewegung scheinen."

Hier ein kurzer virtueller Ausstellungsrundgang zur Orientierung, der auch das Ausstellungskonzept deutlich werden lässt: Wasserwelten zeigen eingangs einen Swimmingpool, in den "kopfüber" (so der Titel) gesprungen wird, führt über den "Meeresgrund" zum "Fisch im Bassin", einem Sinnbild über die Absudutät der Einsamkeit zum Aquarell "Leiter zur Hand" - Wer will sich schon gegen Hilfeleistung oder Rettung wehren? - zu den "Bambusfischen" - Eine Italienerin in Köln sagte mir in meiner Ausstellung, das sei für sie Venedig mit den Gondeln – im Flur oben treffen Sie dann auf "Free Willy" – der Titel bezieht sich auf einen Tierspielfilm über die Rettung des Schwertwales Willy, blendet aber den erzählerischen Kern aus, gleich gegenüber "Seeigel" von 1984, die früheste Arbeit dieser Ausstellung, am Strand entstanden zwischen angeschwemmten Strandgut, der Titel, nicht das Aquarell, ist nach dem Genuß von frischen, lebenden Seeigeln in einem Restaurant in San Feliu in Spanien entstanden und "Fischschwänze" von 1987, die Fische verstecken ihren Kopf und einen Teil ihres Körpers im Sand, nur die Schwänze ragen heraus, so köstlich absurd, wie ich finde.

Hier im großen Raum dann der "Perlentaucher" von der Einladungskarte bekannt, verweist auf eine besondere Nutzung von Wasserwelten. Dass Perlentaucher auch der Name eines Online-Kulturmagazines ist, das ich daraufhin im WorldWideWeb gelegendlich besuche, habe ich erst später entdeckt, passt aber gut zu meiner Absicht, etwas Besonderes in den Tiefen des Wassers zu finden.

Gegenüber, als Kontrast ein frühes Bild "Meeresbewohner", würden Sie sich trauen, diesen Wesen einen Raum anzubieten?

Das große Bild "falling leaves and empty clouds" verwendet zwei meiner Bildfindungen, die Blätter oder Federn früher Bilder und die "DayDreamClouds" der letzten Jahre. Ein Zitat aus einem Katalogtext von Armin Zweite, der seinerzeit Bilder von mir für das Lenbachhaus erwarb, beschreibt sehr treffend meine Intension: "Wie bei allen seinen Bildern geht es dem Maler Reinhard Fritz auch hier nicht um die Fixierung eines Natureindrucks. Indem er die vordergründige Motivebene sehr rasch transzendiert, vergegenwärtigt er ein bildnerisches Verfahren, das den Vorgang des Malens als spontanen, unreflektierten Akt mit dem Prozess der Gestaltfindung als kalkuliertem Prinzip in Einklang bringt.“ (Zitat Ende)

Links und rechts vom Durchgang dann das "Korallenriff", inzwischen ein gefährdetes Meeres-Ökosystem, und "Vibrations", das sich auf die vibrierenden Gesänge der Wale Bezug nimmt.

Im angrenzenden Raum dann der "Colored Jungle", der farbige Dschungel, der ohne Wasser nicht lebensfähig ist, neben den haarfeinen Tentakeln von "grow up" mit denen feinste Bewegungen des Wassers wahrgenommen werden, aufwachsen und wachsam sein. Es gibt "Frühlingsfische" und "Schwertfische", und es gibt "Häutungen" und "Begrüßungen" von seltsamen Bewohnern des Meeresbodens.

Im hinteren Raum empfängt uns der "Gesang der Sirenen" und der "Wasserspiegel" und führt zu "sprachlos", im Hitzejahr 2003 entstanden, die Hitze machte sprachlos, das Wasser kocht im orange-violetten Bildfenster.

In allen Bildern wird die Verschränkung von zwei Welten angestrebt, der Welt der Materie und der Phantasie. Und indem wir beim Anschauen immer hin und her pendeln zwischen dem Wunsch des Erkennens der Bildidee und der Lust der Betrachtung mal bräunlich-violetter, mal gelber oder zartblauer Farbmaterie und dem Schwimmen im gefühlsbetont Ahnungshaften, wird uns klar, es gibt ihn garnicht, diesen Gegensatz von "Träume Dein Leben oder lebe Deinen Traum". Die Wahrheit und die Wirklichkeit liegt im Austausch dieser beiden Sphären des Seins.

Der Betrachter versucht zu differenzieren zwischen den körperlichen Reaktionen, die erregend, aktivierend, leidenschaftlich, aufreizend, lebhaft, aber auch beruhigend, ausgleichend und stabilisierend wirken, und den psychologischen, wie Sicherheit, Sympathie, Vertrauen oder das Gefühl, die Unendlichkeit und das Leben zu spüren. Der Betrachter findet aber auch eine symbolische Dimension, in der Begriffe wie Glaube, Liebe und Hoffnung anschaulich werden. Das alles sind Reaktionen auf Farben, die wir unmittelbar erleben können.

Ich darf es vielleicht so beschreiben: Bei der Beschäftigung mit den Bildern werden Sie feststellen, dass die hier gezeigte Malerei als Medium ganz viele Dimensionen beinhaltet. Vielleicht fällt Ihnen zuerst die Abwesenheit des Räumlichen oder formale Besonderheiten auf, oder ist es das Inhaltliche und Abgebildete? - nein, jetzt zieht Sie wieder das Zeitliche, das Zeitgemäße an - oder ist es doch eher das Interesse am Zeitlosen, das die Veränderungen überdauert? Schließlich entdecken Sie das Subjektive, das zum Lyrischen und zum Emotionalen führt. Auch das Ironische ist jetzt nicht mehr zu übersehen, während das Atmosphärische noch eine ganze Weile Ihre Stimmung prägt. Auf diese Weise können Bilder in uns ein Echo oder einen Widerhall auslösen, dem nachzuspüren die Freude der Bildbetrachtung ausmacht. -

Etwas Besonderes noch zum Schluss, das Künstlerheft-Projekt der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, meinem Geburtsland. 30 Künstler aus Mecklenburg wurden aufgefordert zu "Allerhöchster Logik" von Adolf Glaßbrenner (19. Jhrt) Bilder für das Heft zu schaffen. Ein Original-Heft jedes Künstlers geht in den Besitz der Landesbibliothek. Alle 30 Hefte werden nächstes Jahr in einer Ausstellung in Schwerin präsentiert. Je vier weitere Hefte verbleiben beim Künstler; das erste Gedicht von Adolf Glaßbrenner und mein Aquarell dazu passt wiederum hier zum Ausstellungstitel und gibt ihm eine ganz besondere Wendung: Wasser ist Eis, so sei´s !

Ich darf noch auf die Lesung von Alfred Gulden zur Finissage hinweisen, unser gemeinsames Buch "Das Ding Erinnerung" des Buchendorfer Verlags liegt auf und 5 Originale daraus sind zu sehen. Amorphe Schatten kontrastieren mit drei und viereckigen Lichtfeldern. Alfred Gulden hat zu den Bildern 12 Gedichte geschrieben, die ineinander übergehen, wie die Abschnitte eines Lebens.

Vielen Dank für Ihr Interesse.



WV-Nr: 2013-01
"Perlentaucher" 2013
110 x 140 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 1985-54
"Meeresbewohner" 1985
91 x 63 cm, Acryl auf Papier
Privatbesitz



WV-Nr: 2014-01
"falling leaves and empty clouds" 2014
110 x 200 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2013-07
"Korallenriff" 2013
80 x 120 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2013-08
"Vibrations" 2013
80 x 120 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2015-06
"colored jungle" 2015
70 x 80 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2015-04
"grow up" 2015
70 x 80 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2006-11
"Gesang der Sirenen" 2006
100 x 80 cm, Acryl auf Leinwand



WV-Nr: 2003-01
"sprachlos" 2003
65 x 140 cm, Acryl auf Leinwand

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